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10 Fehler in der Grundausbildung und ihre Konsequenzen

Vertrauen von Anfang an: Der Grundstein beim Anreiten

Vertrauen von Anfang an: Der Grundstein beim Anreiten

Bereits beim ersten Anreiten wird das Fundament für ein vertrauensvolles Miteinander gelegt. Jeder einzelne Schritt – vom ersten Berühren bis zum Aufsitzen – sollte ruhig, behutsam und klar nachvollziehbar erfolgen. So lernt das Pferd, neue Anforderungen ohne Stress anzunehmen und das Gelernte sicher umzusetzen.

Viele Reiter haben nicht die Gelegenheit, ein Pferd von klein auf zu begleiten. Wer ein ungerittenes Pferd erwirbt, sollte deshalb genau auf dessen Verhalten im Umgang mit dem Menschen achten. Zeigt es sich respektvoll, aufmerksam und zugleich vertrauensvoll, sind das gute Voraussetzungen für die weitere Ausbildung.

Auch gezielte Reize können helfen, die Reaktionsweise des Pferdes besser einzuschätzen. So lässt sich zum Beispiel mit einem geöffneten Regenschirm testen, wie gelassen ein junges Pferd auf ungewohnte Situationen reagiert. Geht es ruhig und mit dem Menschen gemeinsam daran vorbei, ist das ein deutliches Zeichen für vorhandenes Vertrauen und innere Ruhe.

 

https://de.freepik.com/fotos-kostenlos/mittlere-schussfrau-und-pferd-im-freien_12809321.htm

Vertrauen braucht Zeit und Konsequenz

 

Je länger ein Pferd ohne engen Kontakt zum Menschen in Freiheit aufwächst, desto schwieriger ist es, ein tragfähiges Vertrauensverhältnis aufzubauen. Dennoch ist eine artgerechte Aufzucht im Offenstall oder auf größeren Flächen einer Haltung auf kleinen Flächen mit häufigem, aber möglicherweise unsystematischem Menschenkontakt in der Regel vorzuziehen.

 

Ein häufiger Fehler besteht darin, den Ausbildungsstand eines Pferdes allein anhand seines Alters einzuschätzen. Alter ist kein verlässlicher Indikator für Ausbildungsreife. Bevor mit der eigentlichen Ausbildung begonnen wird, muss zunächst ein stabiles Grundvertrauen aufgebaut oder gefestigt werden. Ohne dieses Fundament ist eine weiterführende Arbeit weder sinnvoll noch nachhaltig.

 

Ein weiteres Missverständnis ist die Annahme, dass ein Pferd, das sich an einem bestimmten Ort ruhig und gelassen zeigt, dies auch in allen anderen Umgebungen tut. Vertrauen ist ortsgebunden und muss durch gezielte Erfahrung auf andere Kontexte übertragen werden. In der Biologie spricht man hierbei von Generalisierung: Ein Organismus reagiert auf ähnliche, aber nicht identische Reize mit vergleichbarem Verhalten. Im Fall des Pferdes bedeutet das eine Übertragung der Gewöhnung – also eine generalisierte Desensibilisierung.

 

Wird dieser Schritt übergangen, treten später häufig unerwartete Angstreaktionen auf. Die gute Nachricht: Auch versäumte Schritte im Vertrauensaufbau lassen sich mit Geduld und konsequenter Arbeit wieder nachholen.

 

Retihalle https://pixabay.com/de/photos/reithalle-reitsport-reitplatz-2661847/

Hallentore, Fenster und andere „Schreckstellen“

Hallentore oder Fenster sind für viele Reiter ein alltägliches Ärgernis. Immer wieder schrecken Pferde an diesen Stellen – sei es beim Reiten, Longieren oder Führen. Häufig reagiert der Reiter dann, indem er versucht, der „gefährlichen“ Stelle auszuweichen oder das Pferd mit Druck daran vorbeizuführen.

Das ist ein Weg, den man oft sieht – aber nicht unbedingt ein sinnvoller. Natürlich gehört es zur Ausbildung, dass ein Pferd auch mit klarer Aufforderung an angsteinflößenden Objekten vorbeigehen kann. Entscheidend ist jedoch: Das funktioniert nur dann nachhaltig, wenn das Pferd bereits gelernt hat, dem Menschen zu vertrauen.

Gerade in vertrauter Umgebung, etwa in der Reithalle, kommt es oft zu Missverständnissen. Der Reiter denkt: „Das Pferd ist hier schon hundertmal vorbeigegangen – jetzt muss es das endlich akzeptieren.“ Doch wieder erschrickt es an derselben Stelle. Warum?

Was viele nicht wissen: Wenn das Problem über längere Zeit besteht, kann es eine unglückliche Verknüpfung zwischen einem Schmerz und einer längst vergangenen Ursache geben. Möglicherweise war das Pferd bei den ersten Schreckmomenten noch nicht gut ausbalanciert und näherte sich mit hoher Kopfhaltung – einer typischen Fluchtreaktion. Kam dann ein weiterer Ausbildungsfehler hinzu, etwa eine mangelnde Schulung der Selbsthaltung, kann das zu Rückenschmerzen führen – insbesondere an dieser Stelle der Bahn, wenn sich der Kopf noch mehr anhebt.

Das Pferd bringt den Ort dann nicht mehr mit dem ursprünglichen Auslöser, sondern mit dem Schmerz in Verbindung. Die Angst bleibt – auch wenn der Auslöser längst verschwunden ist.

 

Taktreiner Schritt

Taktfehler

Dauerhafte Taktfehler weisen auf einen Ausbildungsfehler in der unteren Stufe der Skala der Ausbildung hin.
Im Schritt ist das V der gegenüberliegenden Beine in der lateralen Zweibeinstütze geöffnet. Eine Passverschiebung, die von wenigen Zentimetern bis zum kompletten Pass im Schritt zu sehen ist. Im Bild ein korrekter Schritt.

Im Trab fußen die Pferde verkürzt, sie schaffen es kaum, mit den Hinterbeinen in die Spur des Vorderbeines zu treten.

Im Galopp fußt das äußere Hinterbein weit hinter der Spur des äußeren Vorderbeines auf. Auch hier sollte es möglich sein, dass es neben der Spur des Vorderbeines auffasst. Fast immer sind dann in Zeitlupe, manchmal auch so deutlich sichtbar, Taktfehler zu finden.

Ein Zeichen dafür, dass hier unbedingt die Grundausbildung verbessert werden sollte. Übermäßiger Verschleiß ist ansonsten unumgänglich.

Durchgehendes Pferd Foto von Sergiu Vălenaș auf Unsplash

Eilig, spannig, kaum noch kontrollierbar?

Euer Pferd wird im Training zunehmend eilig, ihr müsst es ständig zurücknehmen?

Der Galopp ist bereits mit Anspannung oder sogar Angst verbunden, weil das Pferd immer wieder „durchstartet“?

Die Orte, an denen ihr noch entspannt reiten könnt, werden weniger – bis am Ende nur noch die Halle bleibt?

Ein solcher Zustand kommt häufiger vor, als man denkt. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lässt sich das Verhalten mit gezielter Arbeit nicht nur verbessern, sondern oft sogar schnell und nachhaltig abstellen.

Gerade in vertrauter Umgebung, etwa in der Reithalle, kommt es oft zu Missverständnissen. Der Reiter denkt: „Das Pferd ist hier schon hundertmal vorbeigegangen – jetzt muss es das endlich akzeptieren.“ Doch wieder erschrickt es an derselben Stelle. Warum?

Was viele nicht wissen: Wenn das Problem über längere Zeit besteht, kann es eine unglückliche Verknüpfung zwischen einem Schmerz und einer längst vergangenen Ursache geben. Möglicherweise war das Pferd bei den ersten Schreckmomenten noch nicht gut ausbalanciert und näherte sich mit hoher Kopfhaltung – einer typischen Fluchtreaktion. Kam dann ein weiterer Ausbildungsfehler hinzu, etwa eine mangelnde Schulung der Selbsthaltung, kann das zu Rückenschmerzen führen – insbesondere an dieser Stelle der Bahn, wenn sich der Kopf noch mehr anhebt.

Das Pferd bringt den Ort dann nicht mehr mit dem ursprünglichen Auslöser, sondern mit dem Schmerz in Verbindung. Die Angst bleibt – auch wenn der Auslöser längst verschwunden ist.

 

Foto von Chiara David auf Unsplash

Triebig, unbeweglich, keine Energie?

Das Gegenteil von zu schnell kann ebenso frustrierend sein:
Ihr müsst euer Pferd durchgehend treiben, Wendungen fallen ihm schwer, und selbst einfache Lektionen wie das Schenkelweichen lassen sich kaum durchhalten. In der Gruppe seid ihr oft zu langsam, und eines Tages möchte niemand mehr mit euch ausreiten.

Ihr fragt euch, ob euer Pferd vielleicht gesundheitliche Probleme hat – oder ob es schlicht zu alt ist?

Die gute Nachricht:
Wenn der Tierarzt euer Pferd als gesund einstuft, lässt sich auch dieses Verhalten deutlich verbessern.

Ein schönes Beispiel ist ein Pferd, das mit 26 Jahren kaum noch reitbar zu mir in den Unterricht kam. Viele hielten diesen Zustand für altersbedingt und unabänderbar. Heute – über 30 Jahre alt – ist es motivierter und bewegungsfreudiger als so manch jüngeres Pferd.

https://unsplash.com/de/fotos/eine-frau-die-auf-dem-rucken-eines-schwarzen-pferdes-reitet-6Jd2vJpVQrk

Paraden ohne Wirkung? Wenn Reiten zum Kraftakt wird

 

Euer Pferd reagiert immer weniger auf eure Hilfen?
Für das Durchparieren, Anhalten oder Lenken braucht ihr zunehmend Kraft?
Ein neues Gebiss bringt kurzzeitig Besserung, doch nach wenigen Wochen ist alles wie zuvor?

 

Das Reiten macht euch immer weniger Freude. Es fühlt sich nicht mehr wie ein Miteinander an, sondern wie ein ständiger Kampf. Dabei war es früher doch einfacher – und schöner.

 

Die Lösung:
Geht konsequent zurück zur Basis und arbeitet die Grundausbildung systematisch auf. Schritt für Schritt, mit Geduld und Klarheit.
So bekommt ihr euer Traumpferd zurück – nicht durch Zwang, sondern durch Training und echte Verständigung.

https://unsplash.com/de/fotos/eine-frau-die-auf-dem-rucken-eines-schwarzen-pferdes-reitet-6Jd2vJpVQrk

Triebig, unbeweglich, keine Energie?

Triebig

 

Zirkel Pferd Knut Krüger

Zirkel – lieber ganze Bahn?

Ihr reitet nur noch ungern auf dem Zirkel?
An der kurzen Seite schwankt das Pferd, es trifft den Hufschlag kaum, die offene Zirkelseite fühlt sich mühsam an. Schon das Abwenden gelingt nur mit starkem innerem Zügel, und trotzdem möchte das Pferd dann lieber geradeaus.
Bei X läuft es einfach geradeaus weiter – oder wechselt sogar eigenständig die Hand.
Wechselweise seid ihr frustriert oder verärgert – oft verärgert über  euer Pferd.

Im Gelände hingegen macht das Reiten noch Spaß – dort geht es eben nur geradeaus.

Doch wenn ihr in solchen Momenten verärgert seid, tut ihr eurem Pferd Unrecht. Denn sein Verhalten ist ein deutliches Zeichen: Es bewegt sich in einer unphysiologischen Körperhaltung.
Entweder hatte es noch nie die Gelegenheit zu lernen, wie es einen Reiter gesund tragen kann – oder es hat dieses Körpergefühl im Laufe der Zeit wieder verloren.

Die gute Nachricht:
Gebt ihm die Chance, das (wieder) zu lernen.
Es ist ein längerer Weg – und er beginnt oft ganz von vorn. Aber es lohnt sich: für euch beide.

unphysiologische Körperhaltung (Foto Olof Storm)
physiologische Körperhaltung (Foto Olof Storm)

Empfindlicher Rücken beim Putzen? Achtung – das ist kein Zufall.

 

Habt ihr schon einmal festgestellt, dass euer Pferd beim Putzen an bestimmten Stellen am Rücken empfindlich reagiert?
„Ja, kommt schon mal vor“, hört man oft. Die weit verbreitete Meinung: Etwas massieren, gut reiten, dann wird das schon besser.
In der Praxis tritt diese Empfindlichkeit jedoch häufig zusammen mit weiteren der hier genannten Probleme auf.

 

Warum seht ihr hier kein Bild eines Pferdes?
Weil ich euch stattdessen zeigen möchte, wie ihr selbst nachvollziehen könnt, was Pferde fühlen, wenn die angesprochenen Punkte zutreffen.

Stellt euch aufrecht hin und stellt euch vor, ihr hackt kräftig mit einem Werkzeug auf einen imaginären Gegenstand.
Das geht problemlos – auch über längere Zeit. Ihr arbeitet in einer physiologisch korrekten Haltung.

Jetzt kippt euer Becken nach vorn und geht bewusst ins Hohlkreuz. Führt nun dieselbe Hackbewegung aus.
Nach wenigen Wiederholungen spüren die meisten ein unangenehmes Ziehen im unteren Rücken.

Das ist der Unterschied zwischen gesunder und ungesunder Belastung – und genau das erleben viele Pferde, die Defizite in der Grundausbildung haben:
Sie müssen Leistung erbringen, obwohl sie sich dauerhaft in einer unphysiologischen Haltung befinden.

Kein Wunder also, dass sie empfindlich auf Berührung reagieren, sich dem Reiter entziehen oder widersetzlich wirken.

 Mein Rat:
Sucht euch einen qualifizierten Trainer, der die Ursachen erkennt und gezielt an der Basis arbeitet – an Losgelassenheit, Balance, Selbsthaltung.
Wenn die Symptome verschwinden, werdet ihr das Reiten völlig neu erleben. Und euer Pferd auch – es wird diesen Weg nie wieder gegen den alten eintauschen wollen.

Foto von Oscar Scannell auf Unsplash

Zirkel wird immer kleiner? Achtung, Warnsignal!

Habt ihr schon einmal bemerkt, dass euer Pferd im Trab oder Galopp auf einer oder beiden Händen den Zirkel zunehmend verkleinert?
Müsst ihr immer stärker mit dem inneren Schenkel arbeiten, um es überhaupt auf der Zirkellinie zu halten?

Ja? Dann ist Vorsicht geboten!
Dieses Verhalten ist ein deutliches Alarmsignal – es kann auf eine beginnende oder bereits bestehende Trageerschöpfung hinweisen.

Jetzt ist rasches Handeln gefragt:
Sucht euch umgehend kompetente Unterstützung – einen erfahrenen Trainer und/oder einen Pferdephysiotherapeuten.
Ziel ist es, die Ursache zu erkennen und die Belastung für das Pferd so schnell wie möglich zu verringern. Je früher ihr gegensteuert, desto besser die Prognose.

Hinweis zum Bild:
Das gezeigte Foto ist ein neutrales Beispielbild und steht nicht in direktem Zusammenhang mit der beschriebenen Problematik.