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Knut Krüger

Wissen richtig vermitteln – warum Reihenfolge zählt

Als Ausbilder ist es für mich unabdingbar, eine Reihenfolge zu beachten, nach der Wissen in seiner Wichtigkeit vermittelt wird.
Unabhängig von der Sportart sollte man zusätzlich die wichtigsten didaktischen Begriffe kennen und sie auch vermitteln können.

Die nachfolgenden Tabellen zeigen, mit welchen Themen ich mich beschäftige und welches Wissen meine Kundinnen und Kunden dadurch vermittelt bekommen.
Meine jüngeren Kolleginnen und Kollegen wissen manchmal nicht genau, was man alles lernen und weitergeben kann – ein ganz normaler Vorgang. Jeder erfahrene Ausbilder erinnert sich an die eigene Zeit zurück, in der er sich auf einem ähnlichen Wissensstand befand. Dabei denkt man auch an die Fehler, die man damals aus Unwissenheit gemacht hat. Kaum jemand kann von sich behaupten, gänzlich frei davon gewesen zu sein.

Deshalb habe ich eine Bitte an die jüngeren Kolleginnen und Kollegen:
Lest euch diese tabellarische Übersicht aufmerksam durch und hört auf eure erfahrenen Kolleginnen und Kollegen. Denkt zumindest über deren Argumente nach. Wenn ihr anderer Meinung seid, widerlegt sie fachlich und sachlich im Rahmen einer Diskussion. Davon kann jeder profitieren – denn auch wir älteren Ausbilder sind weder fehlerfrei noch allwissend, verfügen aber über mehr Erfahrung, die uns in vielen Situationen entscheidend weiterhilft.
 

1. Didaktische Begriffe im Reitunterricht

BegriffBedeutung im ReitunterrichtBeispiel
WissenTheoretische Kenntnisse zu Reitlehre, Verhalten, Ausrüstung, HilfenDefinition von „Anlehnung“
FähigkeitenÜbertragbare Voraussetzungen: Wahrnehmung, Koordination, SteuerungGleichgewicht halten; Bewegungen koordinieren
FertigkeitenAutomatisierte Handlungen durch ÜbungFeine Zügelhilfe ohne bewusste Konzentration
KönnenZusammenspiel von Wissen, Fähigkeiten, FertigkeitenTrab aussitzen und gleichzeitig korrekt einwirken
Haltung (Einstellung)Werte, Motivation, Geduld gegenüber Pferd und LernenPferdegerechtes Handeln statt Leistungsdruck
ErfahrungSituationsabhängiges, praxisbasiertes WissenErkennen von Ermüdungsanzeichen
KompetenzGesamtheit aus Wissen, Können, Erfahrung, HaltungEigenständiges, pferdegerechtes Reiten
Bewusstsein / WahrnehmungDifferenziertes Spüren von Körper, Pferd und UmgebungSpüren des Untertretens unter den Schwerpunkt
VerständnisTiefes Begreifen von ZusammenhängenWarum reagiert das Pferd auf eine Hilfe
MotivationInnerer Antrieb zur EntwicklungFreude an Verbesserung

Allein das Verständnis dieser Begriffe erfordert viele Jahre Ausbildung und Erfahrung.
Zusätzlich benötige ich Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, aber auch das Wissen, in welcher Reihenfolge ich meinen Reitschülerinnen und Reitschülern dieses Wissen vermitteln sollte. Auch wann und warum ich bei manchen Reiter/Pferdepaaren davon abweichen sollte.

2. Fachrichtungen nach Wichtigkeit für das Reitenlernen

 

RangFachrichtung / EinflussfaktorBedeutung für das ReitenlernenTypische Verwirrung / Fehlinterpretation
1Gefühl über Gesäß, Zügel und BewegungZentrale Grundlage für Timing, Einfühlung, BalanceWird durch Theorie überlagert; mangelnde Schulung der Körperwahrnehmung
2Reitlehren und AusbildungssystemeStruktur und Prinzipien der AusbildungUnsicherheit durch unterschiedliche Schulen und Begriffe
3BiomechanikVerständnis von BewegungszusammenhängenÜberbetonung theoretischer Analysen führt zu steifem Reiten
4Ethologie (Verhaltenslehre)Grundlage pferdegerechten Umgangs und LernverhaltensDominanzmythen, Vermenschlichung
5Didaktik und PädagogikEffektives Lernen und VermittlungUneinheitliche Lehrmethoden, unklare Ziele
6Sattelkunde und AusrüstungskundeSicherstellung von Losgelassenheit und SchmerzfreiheitMarketing, Dogmen, Fokus auf Material statt Ausbildung
7TrainingsphysiologieSystematisches, pferdeschonendes TrainingFehlende Anpassung an Pferd und Reiter
8Psychologie des ReitersWahrnehmung, Körperspannung, EinwirkungUnqualifizierte Coaching-Konzepte
9Veterinärmedizin und PhysiotherapieErhaltung der LeistungsfähigkeitWidersprüchliche Diagnosen, Übertherapie
10Hufkunde / HufmechanikBasis für gesunde BewegungPolarisierung Barhuf vs. Beschlag
11ErnährungslehreLangfristige Gesundheit und LeistungsbereitschaftÜberversorgung, produktgetriebene Empfehlungen
12Rechts- und TierschutzaspekteRahmenbedingungen pferdegerechten HandelnsUnkenntnis der Vorgaben
13Zucht und GenetikExterieur und Temperament (langfristig)Unpassende Pferdewahl zum Ausbildungsniveau

Nun folgen die Einflussfaktoren aus den sozialen Medien – in der Reihenfolge, in der sie mir als am störendsten erscheinen. Diese Faktoren wirken sich negativ auf meinen Reitunterricht aus, treten jedoch in der Wahrnehmung zunehmend stärker auf.
Grund für diese „Störung“ ist die Wichtigkeit, mit der sie betrachtet werden, aber auch, wie korrekt, genauer gesagt auch wie unkorrekt sie vermittelt werden.

3. Nach Verwirrungspotential für Freizeitreiter

RangFachrichtung / EinflussfaktorVerwirrungsgrundTypische Fehldeutung / Folge
1BiomechanikÜberkomplex, teils pseudowissenschaftlichReiten nach Positionen statt nach Gefühl; Verlust der Losgelassenheit
2Reitlehren und AusbildungssystemeWidersprüchliche Schulen und TerminologieSystemmischung ohne Verständnis; unsaubere Grundlagen
3Sattelkunde und AusrüstungskundeMarketing; widersprüchliche AussagenMaterialgläubigkeit; Sättel mit großen Pauschen  statt Balancesitz
4Gefühl über Gesäß, Zügel und BewegungWird nicht systematisch geschult; durch Theorie überlagertMechanisches Reiten ohne echte Verbindung
5Ethologie (Verhaltenslehre)Vermenschlichung; DominanzmythenFehlinterpretationen; unangemessene Methoden
6Psychologie des ReitersEsoterische/unklare Coaching-AnsätzeUnrealistische Erwartungen; falsche Selbstwahrnehmung
7Veterinärmedizin und PhysiotherapieUneinheitliche Diagnosen; QualifikationsunterschiedeFehlbehandlungen; Über- oder Schontherapie
8TrainingsphysiologieModelle ohne pferdespezifische AnpassungÜberforderung; falsche Intensitäten
9Hufkunde / HufmechanikPolarisierte LagerDogmatische Entscheidungen; Fehlbelastung
10ErnährungslehreIndustrieeinfluss; widersprüchliche EmpfehlungenÜberversorgung; Fehldiagnosen
11Didaktik und PädagogikUneinheitliche TraineransätzeUnklare Lernziele; Ineffizienz
12Rechts- und TierschutzaspekteUnkenntnis oder FehlinterpretationUnsicherheit; Fehlverhalten
13Zucht und GenetikIndirekter, langfristiger EinflussUnpassende Pferdewahl zu Reiterfähigkeiten

Fragt also bei eurem Ausbilder zuerst nach: Wie fühlt es sich an!

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