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Springreiten

Springreiten

Springreiten bedeutet eigentlich das Reiten von Weg und Grundtempo sowie viel Erfahrung des Pferdes beim Einschätzen der Distanzen. Hier mag so mancher denken, ich kann passend reiten, aber ist das wirklich so?  Es gibt nur sehr wenige Reiter, die das wirklich können,

Wenn man davon redet, dass das Pferd passend an den Sprung geritten wird, so muss man 6-7 Galoppsprünge vorher sehen, ob es passt. Dies heißt auch, dass man den Galoppsprung des Pferdes einschätzen können muss.

Beispiel rückwärts gerechnet:

Bei einem Parcourstempo von 450 Metern/min haben wir 7.5 Meter pro Sekunde, damit kann man A gewinnen.

3 Galoppsprünge benötigt das Pferd vor dem Sprung, um zu verkürzen oder zu erweitern

1 Sekunde braucht das Pferd, um Anweisungen des Reiters zu übernehmen, also ca. 2 Galoppsprünge

1 Sekunde benötigen wir um nach der Erkenntnis, dass es unpassend ist, zu reagieren, also ca. 2 Galoppsprünge.

Deshalb benötigt man diese 6-7 Galoppsprünge, um gemeinsam mit dem Pferd passend zu reiten.

Das sind also je nach Pferd bei einem Galoppsprung von 3.5 Metern minimum 21 Meter

Maximum bei 4 Metern Galoppsprung und langer Reaktionszeit also 28 Meter.

Franke Sloothak hat das in den Videos von Schridde vorgeführt, einer der wenigen Reiter, die das können.


Beides bedarf viel Routine und Erfahrung mit dem jeweiligen Pferd.

Beispiel. Man lege zwei vom Wegrollen gesicherte Stangen auf den Boden in ca. 25 Meter Abstand. Dann reitet man mit 6 Galoppsprüngen darüber, danach mit 5 und 7. Dann probiert man, ohne die erste Stange passend zu reiten und fängt bei 6 rückwärts das Zählen an. (Landung und Absprung werden nicht gezählt. Das Tempo dazu sollte aber schon an der gegenüber liegenden langen Seite geritten und unverändert bis zur ersten Stange durchgehalten werden. Wichtig ist auch, dass man in den Wendungen sehr wenig in der Hand hat. Das Pferd benötigt dies, damit die Hinterhand deutlich unterspringen kann, wenn es nötig ist. Ist der Rahmen zu eng, das Pferd zu viel mit Hand geritten, kommt es bei der Wendung vor dem Sprung eventuell auf die Vorhand und ein Abwurf könnte die Folge sein.

Selbst wenn man die letzte Übung von 100 mal 99 Mal richtig durchführen kann, bedeutet es aber immer noch, dass das Pferd beim hundertsten Mal im Oxer landen kann ...

Die andere Alternative ist, immer ein mittleres Grundtempo zu reiten, bei dem das Pferd (geübt durch Gymnastikreihen und Freispringen) selbstständig sich die Galoppsprünge einteilen kann, um passend zum Sprung zu kommen.

Die Gefahr hierbei ist, dass das Grundtempo zu niedrig ist und das Pferd zu dicht an den Sprung kommt. Dann kann es nur nach vorne ausgleichen und muss einen sehr großen Satz machen, der sehr anstrengend ist. Das sind die Pferde, die später heftig auf die Sprünge zu rennen, nur damit ihnen nicht das Tempo genommen wird.

Reitet man zu schnell, dann wird das Pferd zu flach und bekommt die Vorderfüße nicht vom Boden. Weiterhin kann das Pferd auch nicht mehr nach vorne ausgleichen, wenn es zu groß kommt. Eine Übung zu beidem sind die oben erwähnten Stangen.

Insgesamt gilt wie bei der Dressur bei steigender Schwierigkeit (A-L-M-S) muss sich das Pferd besser Versammeln lassen und auch die Verstärkungen müssen mehr aus der Versammlung heraus geritten werden.

Grundlegen muss man alle Wendungen, die man im Parcours vorfindet, ohne Stangen mit nur sehr wenig Handeinwirkung reiten können. Dabei muss das Pferd in der Wendung das Tempo, die Losgelassenheit und den jeweiligen Versammlungsgrad beibehalten. Das ist dressurmäßige Arbeit im Springsattel und sollte immer eingebaut werden.

Ein tadelloser, ausbalancierter Sitz und ein Springsattel (am besten ein Close Contact) ist wie immer die Voraussetzung.
Den Sitz über dem Sprung kann man am besten so trainieren, dass das Einknicken sehr oft als Trockenübung geübt wird. Hierbei sollte das Gesäß nach hinten geschoben werden und der Bauch sollte sich dem Widerrist nähern. Damit bekommt man den Schwerpunkt nach unten, das Pferd wird weniger gestört und kann im Vergleich zum Aufstehen bis zu 10 cm höher springen. Als Nächstes kann man fühlen, wenn sich die Vorhand beginnt anzuheben.

Das Gefühl dazu schult man mit geschlossenen Augen auf kleinen Sprüngen, eventuell mit Hand in der Mähne auf halber Halshöhe. Man schließt drei Galoppsprünge vor dem Sprung die Augen. Wenn sich der Widerrist beginnt anzuheben, dann knickt man sofort ein, die Schnelligkeit dazu hat man im Trockentraining geübt. Derjenige, der sich hier auf das Gefühl anstatt auf die Augen verlässt, kommt nie wieder beim Absprung hinter die Bewegung oder springt ohne Pferd, weil das Pferd stehen bleibt.


Das Bild zeigt einen nahezu vorbildlichen Sitz über dem Sprung (Quelle siehe https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Grand_Prix_amateur_Rennes_2019.jpg)